Issue #8 zum Thema SEX
Frist: 08.12.2024
What is SEX
In der Kunstgeschichte ist Sexualität seit jeher ein facettenreiches und kontroverses Thema, das sich sowohl in subtilen Andeutungen als auch in expliziten Darstellungen widerspiegelt und eine breite Spannweite an Imagination und Interpretation bietet.
Klassische Darstellungen wie Tizians „Zeus und Danae“ oder Berninis „Apoll und Daphne“ zeigen, wie sexuelle Themen in mythologischen Kontexten verarbeitet wurden und bieten, wie die Erzählung der unbefleckten Empfängnis, die ikonografisch besonders in religiösen Darstellungen verankert ist, reiches Material für eine kritische Auseinandersetzung.
Auch Stillleben beinhalten oft subtile Anspielungen auf Erotik und Sexualität, erzählen von verborgenen Begehren und reflektieren das Verhältnis von künstlerischer Darstellung und gesellschaftlichen Normen, das sich weniger offensichtlich auch in den Werken Fragonards widerspiegelt.
Wie haben sich diese Erzählungen über die Jahrhunderte verändert und welche Bedeutung haben sie noch heute?
Die Enttabuisierung sexueller Themen in der Kunst, insbesondere seit den 1960er Jahren, bietet Ansatzpunkte für die Betrachtung, wie Künstler*innen den Diskurs über Sexualität und Feminismus revolutioniert haben und welche Tabus heute noch herausgefordert werden.
Gender, Diversität und LGBTQ+-Themen sind von zentraler Bedeutung, wenn es um die Frage geht, wie Kunst die Komplexität sexueller Identitäten und Vielfalt sichtbar macht und reflektiert.
Künstlerinnen wie Sarah Lucas und Nan Goldin setzen sich in ihren Arbeiten explizit mit der Darstellung von Geschlechtsteilen und sexuellen Handlungen auseinander. Auch im Performativen findet sich diese Auseinandersetzung mit Sexualität – wie zuletzt in Florentina Holzingers Opernperformance Sancta, die weltweit Schlagzeilen machte.
Direkte Konfrontation – erotische Fotografie – künstlerisch inspirierte Form der Pornografie: Welche Grenzen werden zwischen Kunst und Konsum gezogen und wie fungiert der Körper dabei als Medium?
Im digitalen Zeitalter erweitert sich dieser Diskurs um neue Dimensionen: Cybererotik und die Erforschung von Körperlichkeit im Virtuellen schaffen innovative Formen der Sexualität, die physische Grenzen verschwimmen lassen und den erotischen Ausdruck in bisher unerforschte digitale Räume verlagern. So entstehen neuartige Verbindungen zwischen Körper, Sexualität und Technologie, die den Umgang mit Intimität auf radikal neue Weise gestalten.
Nach Foucault ist Sex Macht und das Bild Verhandlungsebene zwischen Gesagtem und Gesehenen. Doch welche Rolle spielt Kunst in der Auseinandersetzung mit problematischen Machtverhältnissen, mit Missbrauch und Übergriffen? Kann Kunst wirklich aufklären und ist Sex in all seinen Facetten und sozialen Implikationen überhaupt darstellbar?
frame[less] – das digitale Magazin für Kunst in Theorie und Praxis ist auf der Suche nach euren Beiträgen.
Für das Issue #8 schreiben wir den Open Call zum Thema SEX aus. Die Form wird den Beitragenden freigestellt. Wir freuen uns über vielfältige Formate wie theoretische, kritische und wissenschaftliche Annäherungen an das Thema, genauso wie praktische, projektbezogene Beiträge. Ebenso heißen wir interdisziplinäre und hybride Formen willkommen. Es gibt keine formalen und personenbezogenen Kriterien für die Auswahl der Beiträge. Einzig die Qualität der Abstracts und Proposals entscheidet.
Wir ermöglichen einen interdisziplinären Diskurs im Bereich Kunst, wobei wir einen offenen Kunstbegriff propagieren, der unter anderem Disziplinen wie Architektur und Design mit einbezieht. Besonders Menschen, die sich als FLINTA definieren und beziehungsweise oder BIPoC möchten wir ermutigen, sich zu bewerben.
Sende uns dein Abstract oder Projektvorhaben (maximal eine Seite) zu, in dem du kurz deine Idee beschreibst. Bis zum 08.12.2024 hast du Zeit, dich unter redaktion@framelessmagazin.de zu bewerben. Wir geben dir dann schnellstmöglich eine Rückmeldung (ca. eine Woche) und informieren dich über alle weiteren Vorgänge.