Open Call

Issue #7 zum Thema DARK

Frist: 17.03.2024

Die Dunkelheit birgt Gefahren – dort, wo das Licht ausgeht, scheinen sich Mythen um finstere Gestalten zu verdichten. Figuren wie Bram Stoker’s Dracula erwachen erst in der Nacht zum Leben, um sich blutlüstern auf die Jagd zu begeben. Schwarze Magie kann sich erst zur dunkelsten Stunde der Nacht entfalten – In Literatur, Film und der bildenden Kunst lassen sich zahlreiche solcher Dramaturgien um die Dunkelheit und ihre Bewohner*innen finden.  

In den dunklen Zeitaltern der Menschheit, den sogenannten „Dark Ages“, wurden düstere Szenarien von Verlust, Leid und Verzweiflung dargestellt. Doch auch inmitten der Dunkelheit fanden Künstler*innen Wege, Licht zu entfachen. Von düsteren Epochen der Geschichte bis hin zu metaphorischen Konzepten der Finsternis bietet die Dunkelheit eine Fülle von Möglichkeiten, Botschaften zu vermitteln. Denn die Dunkelheit kann als Ausgangspunkt der Erkenntnis auch ein Ort sein, aus dem neue Ideen keimen und Kreativität, trotz aller Umstände, blüht. 

Als Johannes Gutenberg Mitte des 15. Jahrhunderts zum ersten Mal Druckerschwärze auf bewegliche Lettern auftragen ließ, führte dies zu einer Medienrevolution, die im eurozentristischen Raum ihresgleichen suchte. In den kommenden Jahrzehnten sollten Künstler wie Andrea Mantegna, Albrecht Dürer, Hendrick Goltzius und Rembrandt diese schwarz-weiß-Ästhetik in ihren Holzschnitten, Kupferstichen und Radierungen weitertragen.

Die Farbe Schwarz, als dunkelste aller Farben, besitzt also eine vielschichtige Symbolik. Künstler wie Kasimir Malewitsch und Pierre Soulages nutzten die Tiefe und Intensität dieser Farbe, um Gefühle von Mysterium und Unendlichkeit einzufangen. Im Kino manifestiert sich die Dunkelheit in ihren tiefsten Momenten, sei es in schaurigen Horrorfilmen oder in der schwindelerregenden Tiefe einer schwarzen Leinwand. Bei der Herstellung einer analogen Fotografie wird das in die Kamera einfallende Licht reflektiert und auf das lichtempfindliche Negativ übertragen, wo es eine Spur hinterlässt, aus der sich das Foto in der Dunkelkammer entwickelt. Aus dem Zusammenspiel aus Licht und Dunkelheit entsteht ein Bild des Lebendigen.

Dunkelheit ist also nicht nur ein visuelles Konzept. Sie kann emotionale und intellektuelle Dimensionen haben. In der Serie Dark oder in Werken wie The Queer Art of Failure von Jack Halberstam und den black mirror paintings von Monica Majoli wird die Dunkelheit zu einem Ort der Reflexion über Identität, Machtstrukturen und das Unbekannte. 

In Zeiten der Dunkelheit erheben sich auch Stimmen des Widerstands und des Überlebens. Bertolt Brechts Worte in „An die Nachgeborenen“ erinnern uns daran, dass selbst in den finstersten Zeiten die Kunst eine Quelle der Hoffnung und des Widerstands sein kann. 

Die Dunkelheit birgt damit sowohl Faszination als auch Schrecken – für manche mehr als für andere. Sie ist die Nacht, die uns verunsichert, in der wir uns verlieren können, aber auch der Raum, in dem wir uns selbst finden. Das Dunkle kann Schutz bieten, Räume ermöglichen, die im Tageslicht den gesellschaftlichen Konventionen nicht standhalten würden. Von der düsteren Romantik bis hin zur apokalyptischen Vision des „schwarzen Todes“ hat die Dunkelheit die Kunst seit jeher inspiriert und herausgefordert. 

Deshalb laden wir in unserer 7. Ausgabe dazu ein, sich mit der Dunkelheit auseinanderzusetzen und ihre Interpretationen durch Texte oder praktische künstlerische Arbeiten zum Ausdruck zu bringen. Wir ermutigen dazu, verschiedene Aspekte der Dunkelheit zu erkunden, sei es durch Darstellung von Nachtaktivitäten, die Untersuchung von Chiaroscuro in der Malerei, die Reflexion über moralische Konnotationen von Licht und Dunkelheit oder die Frage, ob wir uns alle gleich frei in dieser bewegen können. 

frame[less] – das digitale Magazin für Kunst in Theorie und Praxis ist auf der Suche nach euren Beiträgen. 

Für das Issue #7 schreiben wir den Open Call zum Thema DARK aus. Die Form wird den Beitragenden freigestellt. Wir freuen uns über vielfältige Formate wie theoretische, kritische und wissenschaftliche Annäherungen an das Thema, genauso wie praktische, projektbezogene Beiträge. Ebenso heißen wir interdisziplinäre und hybride Formen willkommen. Es gibt keine formalen und personenbezogenen Kriterien für die Auswahl der Beiträge. Einzig die Qualität der Abstracts und Proposals entscheidet.

Wir ermöglichen einen interdisziplinären Diskurs im Bereich Kunst, wobei wir einen offenen Kunstbegriff propagieren, der unter anderem Disziplinen wie Architektur und Design mit einbezieht. Besonders Menschen, die sich als FLINTA definieren und beziehungsweise oder BIPoC möchten wir ermutigen, sich zu bewerben.

Sende uns dein Abstract oder Projektvorhaben (maximal eine Seite) zu, in dem du kurz deine Idee beschreibst. Bis zum 17.03.2023 hast du Zeit, dich unter redaktion@framelessmagazin.de zu bewerben. Wir geben dir dann schnellstmöglich eine Rückmeldung (ca. eine Woche) und informieren dich über alle weiteren Vorgänge.

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