Speaking to the City – Denise Lee und Margarita Valdivieso

Speaking to the City ist eine Komposition aus einem dreiteiligen Video, Fotografien und einem Essay. Aufnahmen verschiedener urbaner Räume Weimars werden von einem Dialog zwischen den Künstlerinnen begleitet, der die Wahrnehmung der Stadt aus der Perspektive zweier Migrantinnen beleuchtet. Die Gegensätze zwischen privater und öffentlicher, historischer und moderner Architektur, wurden durch einen Wechsel zwischen Totalen und Nahaufnahmen von Gebäuden und Orten filmisch umgesetzt. Sie finden eine Analogie in den Erinnerungen über die Stadt und ihre menschlichen Beziehungen, von denen die Protagonistinnen, im Format eines Interviews, aber auch teils theatralisch inszeniert, berichten. Durch die sehr körperlichen Fotografien wird das, durch den Lockdown verstärkt empfundene Gefühl der Entfremdung und Mangel an Intimität auf einer weiteren, persönlichen Ebene reflektiert. In Verbindung mit dem Text stellt die künstlerische Arbeit einen Zusammenhang zwischen dem öffentlichen, städtischen Umfeld, dem Innenraum sowie dem eigenen Körper her und kommuniziert die Bedürfnisse, die durch soziale und architektonische Einschränkungen unerfüllt bleiben. 

Video 1 (Klicke auf die Abbildung zum abspielen des Videos)

Abriegelung hat so viele verschiedene Bedeutungen, wie es Orte und Menschen gibt. Die vernetzte Natur der Welt von heute bedeutet, dass wir die Kämpfe und Triumphe jeder Stadt sehen und fühlen, doch die physische Distanz bedeutet, dass wir nur unsere eigene Realität vollständig verarbeiten können.

Eine gedankenlose Berührung kann als Gewalt an unserem Körper empfunden werden. Unbekannte Körper auf der anderen Straßenseite, die sich einander immer näher und näher kommen, fühlen sich wie eine Bedrohung für die Gemeinschaft an.

Die Worte fließen weiterhin unaufhörlich zwischen den Menschen und zwischen den Entfernungen im virtuellen Raum, aber was wir jetzt vermissen, sind die Momente, die wir damit verbringen nichts zueinander zu sagen, während wir so viel sagen, indem wir einfach die selbe Körperlichkeit bewohnen.

Video 2 (Klicke auf die Abbildung zum abspielen des Videos)

In ihren eher chronischen Momenten hat mich die Last der Einsamkeit gelehrt, an meine Grenzen zu gehen. Sie hat mir gesagt, wenn ich zu bequem und selbstgefällig geworden bin, und mich daran erinnert, dass Veränderungen und Erfahrungen nicht immer passieren, sondern manchmal gemacht werden müssen.

Ich fand mich selbst auf der Suche nach Gesellschaft, die die Einsamkeit nicht wirklich linderte; Gesellschaft, die am Ende oberflächlich und manchmal sogar schädlich war, indem ich versuchte, den Menschen nahe zu kommen, um die Einsamkeit für den Augenblick loszuwerden. Ich musste lernen mit meiner Einsamkeit im Frieden zu sein.

Vielleicht hat uns die Einsamkeit manchmal in verletzliche Positionen gebracht, aber die Lektionen, die wir aus diesen Situationen lernen, lehren uns weiterhin die feine Balance zwischen Verletzlichkeit und Sicherheit.

Video 3 (Klicke auf die Abbildung zum abspielen des Videos)

Bildcredits: Denise Lee & Margarita Valdivieso, Speaking to the City, 2020 ©Denise Lee & Margarita Valdivieso

Biografie

Denise Lee & Margarita Valdivieso

Denise Lee ist in den USA geboren, wuchs in Hongkong auf und verbrachte eine prägende Zeit in Taiwan. Zurzeit studiert sie an der Bauhaus-Universität Weimar und beschäftigt sich mit Oral History, dialogbasierten Interaktionen, dem Zustand der Städte, seltsamen Intimitäten, Wissensaustausch und Raumbildung. Vor den Hintergründen öffentlicher Kunst, postkolonialer Studien und Möbeldesign schafft und fördert sie physische und nicht-physische Räume für Kontakt und Dialog. Dies tut sie stets mit der Absicht, die Barrieren und Missverständnisse abzubauen, die an der Aufrechterhaltung hierarchischer Strukturen mitschuldig sind.

Margarita Valdivieso ist bildende Künstlerin und derzeitige MFA-Kandidatin an der Bauhaus-Universität Weimar. Ihr kreativer Prozess findet im Bereich der Fotografie statt. Sie hat an nationalen und internationalen Ausstellungen teilgenommen, wie z.B. Close Up in der C/O Berlin photography foundation, Misse Connections in der Fountainhead gallery, Miami und Clay Street Press in Cincinnati. Marga- rita ist Teil der Native Agency und ihre jüngste Veröffentlichung ist Further II von der Fotobus Society. Derzeit lebt und arbeitet sie zwischen Deutschland und Kolumbien.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert