Die digitale Zeichnung Bahnhof-Balkon ist unmittelbar während des ersten Lockdowns der Corona-Pandemie entstanden. Diese Isolation forderte uns auf, den Alltag in den eigenen vier Wänden zu bestreiten, völlig abgeschottet und allein, während die Welt draußen im Stillstand verharrte – oder doch nicht? Der Blick vom Bahnhof-Balkon zeigt, dass mit dem Blickwechsel auch eine völlig neue Sicht auf die Dinge zum Vorschein kommen kann. Wir sehen Züge, wie sie ein und aus fahren, folgen ihnen gedanklich und bemerken, wie sich dieses Schienennetz immer weiter zieht und erkennen, wie weitreichend diese Welt eigentlich vernetzt ist. Die Ruhe und hoffnungsvolle Stimmung in Bahnhof-Balkon vermitteln uns, dass wir letztendlich durch die vielen technischen und digitalen Errungenschaften unserer Zeit gar nicht so isoliert sind, wie wir vielleicht im ersten Moment denken.
Franziska Holbach
Franziska Holbach studiert Mathematik und Philosophie im Master of Education an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz sowie Kunst in der Zeichenklasse bei Megan Francis Sullivan an der Kunsthochschule Mainz. Sie interessiert sich besonders für die vielfältigen Erscheinungsformen der Linie und versucht in ihren Arbeiten vor allem zeichnerische Ausdrucksformen für non-hierarchische Strukturen und Vernetzungen zu finden.