Zum weinen geh‘ ich nach Heidelberg, 2023 – Lennart Cleemann

Für seine Ausstellung Zum Weinen geh’ ich nach Heidelberg (2023) nutzt Lennart Cleemann den dunklen Dachraum des Barac – Labor für Kunst und Soziales in Franklin, Mannheim, als Inspirationsquelle, Arbeitsplatz, spiritueller Kraftort zur Selbstreflexion und schließlich als Ausstellungsfläche. Angezogen von der Lichtärme und Dunkelheit entstehen ortsspezifische Arbeiten aus Material, das, bis auf wenige Ausnahmen, der direkten Umgebung entstammt. 

In einen dunklen Dachraum einer ehemaligen Kaserne führt meine Ausstellung Zum Weinen geh’ ich nach Heidelberg. Ehemals ein Nazi Standort, dann U.S. Barracke, heute Barac – Labor für Kunst und Soziales in Franklin, Mannheim.

Drei kleine Dachluken bringen spärlich, flaches Licht in den Raum. Eine Wandarbeit von Laura Schacher und die materielle Rohheit des Raum prägen die Atmosphäre. Hier auszustellen war eine spontane Idee. Der ursprüngliche Plan: 2 Wochen für eine Skulptur im Außenraum. Die Lichtärme und Dunkelheit haben mich angezogen. Das Beschneiden einer dunklen Masse mit Lichtquellen, ein Halbdunkel, ein feiner Glanz. Die Angst und die Konzentration der Wachsamkeit entfalten seine Spannung. Ein Begrenzen und Filtern. Insgesamt sind 4 Lichtquellen vorhanden. 3 Dachlukenfenster von denen zwei künstlich unterstützt sind und eine Straßenlampe. Alle Arbeiten sind am Ort und ohne Planung entstanden.

Alles Material stammt aus einer 200m Umgebung mit Ausnahme mancher Fügemittel. Der Ausstellungsort wurde für zwei Wochen zu meinem Atelier. Tag und Nacht in seinen sich wandelnden Atmosphären und Raumkonstellationen verbringen.

Ein Raum dient als Inspirationsquelle, Arbeitsplatz, Ausstellungsfläche und spiritueller Kraftort zur Anerkennung und Sichtbarmachung von individuellen und kollektiven seelischen Löchern. Ich wollte auch noch schwarze Löcher erwähnen. 

Abbildungen: Ausstellungsansicht: Lennart Cleemann: Zum Weinen geh‘ ich nach Heidelberg, Barac – Labor für Kunst und Soziales, Franklin, Mannheim, 2023, Fotos: Johannes Ocker.


Biografie

LENNART CLEEMANN (*1990) studierte Architektur in Hannover, Aarhus und Stuttgart. Vor seinem Studium an der Kunsthochschule Stuttgart absolvierte er ein Praktikum bei Buchner Bründler Architekten in Basel. Diese Zeit prägte seine Denkweise und Arbeitshaltung bezüglich des von ihm so benannten „poetischen Pragmatismus“. In der Kunstklasse Reto Bollers entdeckte er seine Affinität für den direkten Kontakt mit Material und dessen emotionale Potenz.
In seiner Arbeit behandelt Cleemann Aspekte der Ein- und Zweisamkeit sowie Themen des sexuellen Begehrens und Konsums. Die Befreiung aus einer gefühlten Hilflosigkeit gegenüber gesellschaftlich und gedanklich festgefahrenen Strukturen ist dabei ein Ziel seiner Arbeit, deren Ausgangspunkt oft rohe, unbehandelte Materialien bilden. Diese werden gerne mit Fundobjekten von der Straße und Baustellen kombiniert und in Kontext miteinander gesetzt.